Eine neue Studie im „Journal of Infection“ zeigt, dass das Risiko für Post-COVID-Symptome nach einer Omikron-Infektion sowie nach einer vierten Impfung geringer ist. Diese Ergebnisse basieren auf einer bundesweiten Befragung von fast 110.000 Teilnehmenden der NAKO Gesundheitsstudie, die ihre Erfahrungen mit langanhaltenden Folgebeschwerden nach einer Corona-Infektion und ihre Impfgeschichte teilten. Die Daten verdeutlichen, dass das Risiko, an Post-COVID zu erkranken, im Vergleich zur frühen Phase der Pandemie insgesamt rückläufig ist.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Post-COVID als anhaltende oder neue Symptome, die zwölf Wochen nach einer Corona-Infektion auftreten und nicht durch andere Ursachen erklärt werden können. In der aktuellen Studie, die von der Universitätsmedizin Halle geleitet wurde, wurden die Angaben von 109.707 Teilnehmenden zu ihrem selbstberichteten Gesundheitszustand ausgewertet. Die Befragung fand im Herbst 2022 rückblickend auf die Pandemie statt.
Über 80 Prozent der Befragten hatten drei oder mehr COVID-19-Impfungen erhalten, und 60 Prozent gaben an, bereits eine COVID-19-Infektion durchgemacht zu haben. Die Teilnehmenden konnten in einem Online-Fragebogen bis zu 21 mögliche Post-COVID-Symptome angeben, darunter körperliche Erschöpfung, Kreislaufprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisstörungen. 35 Prozent berichteten über mindestens ein anhaltendes Post-COVID-Symptom vier bis zwölf Monate nach der Infektion.
Risiko für Post-COVID bei Omikron am geringsten
Die Virusvarianten wurden nach den Zeiträumen ihrer Dominanz in den nationalen Überwachungsdaten in Deutschland klassifiziert. Infektionen bis Dezember 2020 wurden als Wildtyp eingeordnet, zwischen Januar und Juni 2021 als Alpha-Variante, zwischen Juli und Dezember 2021 als Delta-Variante und ab Januar 2022 als Omikron-Variante.
„Unsere Auswertung zeigt, dass die Virusvariante einen Einfluss auf das Risiko für Post-COVID hat, wobei das Risiko bei den neuen Virusvarianten zu sinken scheint. Eine Omikron-Infektion war deutlich seltener mit Post-COVID-Symptomen verbunden“, erklärt Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk, Direktor des Instituts für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik an der Universitätsmedizin Halle.
Geringeres Post-COVID-Risiko nach vierter Impfung und bei wiederholten Infektionen
„Bei wiederholten Corona-Infektionen stellten wir fest, dass Personen, die nach einer Infektion kein Post-COVID entwickelt hatten und nochmals erkrankten, ein geringeres Risiko für Post-COVID hatten als Personen, die sich erstmalig infizierten“, ergänzt Prof. Mikolajczyk.
Die Analyse zeigt außerdem, dass eine vierte Impfung das Post-COVID-Risiko verringerte. Für die Phasen, in denen frühere Virusvarianten dominierten, schien die Anzahl der Impfungen keinen direkten Einfluss auf die Entstehung von Post-COVID zu haben. Allerdings hatten Geimpfte eine geringere Wahrscheinlichkeit, an symptomatischen Corona-Infektionen zu erkranken oder einen schweren Verlauf zu erleiden, was wiederum mit einem höheren Risiko für Post-COVID verbunden war.
Die Forschenden beobachteten zudem, dass das Risiko für Post-COVID-Symptome höher war, wenn eine Corona-Infektion im Zeitfenster von drei Monaten nach der Impfung auftrat. Weitere Studien sind notwendig, um diesen Effekt weiter zu untersuchen.
„Unabhängig von der weiterhin nicht komplett geklärten Ursache von Post-COVID gibt es Hoffnung für alle, die bislang kein Post-COVID entwickelt haben. Personen, die nach einer früheren Infektion kein Post-COVID hatten, hatten laut unserer Auswertung auch bei der nächsten Infektion mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Folgebeschwerden“, berichtet Professor Dr. André Karch von der Universität Münster, Letztautor der Studie.
Die umfassenden Informationen der NAKO Gesundheitsstudie vor und nach der Pandemie sowie aus laufenden Befragungen der Teilnehmenden bieten eine wertvolle Basis für zukünftige Studien zu COVID-19 und Post-COVID.