Studie aus Greifswald: Wirbelsäulenoperationen können Denkfähigkeit verbessern

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Greifswald – Eine wegweisende Studie des Greifswalder Forschungsteams zeigt, dass Wirbelsäulenoperationen nicht nur Schmerzen lindern und Alltagsfunktionen wiederherstellen können, sondern auch die geistige Leistungsfähigkeit steigern – selbst bei älteren Patienten. Die Ergebnisse der Studie, die 79 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 71 Jahren umfasste, wurden im renommierten International Journal of Surgery veröffentlicht.

„Es ist die erste Studie, die postoperative kognitive Verbesserungen durch neuronale Netzwerke nachweisen konnte“, erklärt Dr. Robert Fleischmann, Projektleiter und Geschäftsführender Oberarzt der Neurologie an der Universitätsmedizin Greifswald. Mithilfe spezieller MRT-Aufnahmen des Gehirns vor und nach der OP untersuchten die Forscher, wie gut verschiedene Netzwerke des Gehirns zusammenarbeiteten. Besonders im Fokus standen das zentrale Exekutivnetzwerk, das Salienznetzwerk und das Ruhenetzwerk (Default Mode Network), die für Aufgaben wie Planung, Bewertung von Reizen und Konzentration verantwortlich sind.

Verbesserte Hirnleistung nach der OP

Die Ergebnisse zeigten, dass die Netzwerke nach der OP besser koordiniert arbeiteten, insbesondere das Exekutiv- und das Salienznetzwerk. Eine stärkere Verbindung zwischen der Stirn- und der Scheitelregion des Gehirns korrelierte dabei mit verbesserten Gedächtnis- und Konzentrationstests. „Diese Veränderungen stehen im Zusammenhang mit einer gesteigerten Hirnleistung“, betont Fleischmann.

Hoffnung für ältere Patienten

Für ältere Menschen, die häufig Bedenken vor einer Operation haben, liefern diese Ergebnisse neue Zuversicht. „Eine OP gefährdet nicht automatisch die geistige Gesundheit älterer Patienten“, erklärt Fleischmann. „Im Gegenteil: Bei vielen Patienten haben sich die Ergebnisse in kognitiven Tests nach der Operation verbessert.“ Wichtig sei jedoch, dass die Eingriffe von erfahrenen Chirurgen durchgeführt und an das individuelle Risikoprofil der Patienten angepasst werden.

Perspektive für neue Therapien

Die Studie eröffnet zudem neue Möglichkeiten für Therapien, die gezielt auf die geistige Fitness abzielen. „Unsere Ergebnisse könnten dazu beitragen, neue Ansätze wie gezielte Übungen oder nicht-invasive Stimulationen des Gehirns zu entwickeln“, sagt Fleischmann.

Die Veröffentlichung dieser Erkenntnisse ist auch ein Erfolg für die Universitätsmedizin Greifswald. „Das ist ein großer Erfolg für die Forschung an der Unimedizin Greifswald“, lobt Prof. Karlhans Endlich, Wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin. „Die Studie zeigt, dass auch positive Zusatzeffekte einer Operation nicht zu unterschätzen sind.“

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