Gesundheitsamt rät zur Überprüfung des Polio-Impfschutzes

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Symbolfoto

Das Gesundheitsamt des Regionalverbandes Saarbrücken appelliert an die Bevölkerung, den eigenen Polio-Impfschutz zu überprüfen und eventuelle Impflücken, insbesondere bei Kindern, zu schließen. Anlass sind Nachweise pathogener Polio-Impfstoffviren im Abwasser mehrerer deutscher Großstädte, darunter München, Köln, Bonn und Berlin, die durch ein Frühwarnsystem entdeckt wurden.

Polio: Gefahr und Schutz durch Impfung
Polio, auch bekannt als Kinderlähmung, ist eine schwere Virusinfektion, die das zentrale Nervensystem befallen und Lähmungen sowie Atemprobleme verursachen kann. Im schlimmsten Fall verläuft die Erkrankung tödlich. Einziger Schutz ist die Polio-Impfung.

Die Grundimmunisierung sollte bis zum Ende des ersten Lebensjahres abgeschlossen sein. Nach Angaben des Gesundheitsamtes haben jedoch viele Kinder eines Geburtsjahrgangs diese nicht vollständig erhalten. Im Alter von zwei Jahren sind nur 60 bis 71 Prozent der Kinder ausreichend geschützt. Eine Auffrischungsimpfung im Jugendalter ist ebenfalls wichtig, um den Schutz aufrechtzuerhalten.

Hintergrund: Impfstoffviren im Abwasser
Erstmals wurden pathogene Polio-Impfstoffviren in den Abwässern mehrerer europäischer Länder, darunter Deutschland, Spanien und Großbritannien, nachgewiesen. Diese Viren stammen aus der weltweit noch genutzten Polio-Schluckimpfung (OPV). Dabei handelt es sich um Mutationen abgeschwächter Lebendviren, die über den Stuhl ausgeschieden werden und bei Schmierinfektionen auf ungeimpfte Personen übertragen werden können. In großen Gruppen ungeimpfter Personen können diese Viren erneut eine Polioinfektion auslösen.

In Deutschland wird ausschließlich die sogenannte IPV-Impfung verwendet. Dieser Totimpfstoff wird per Injektion verabreicht und birgt keine Mutationsgefahr. Dennoch sind Erkrankungen in Europa unter den beschriebenen Bedingungen nicht vollständig auszuschließen.

Appell des Gesundheitsamtes
Das Gesundheitsamt betont die Bedeutung eines umfassenden Impfschutzes: „Polio ist eine schwerwiegende Erkrankung, die wir durch Impfungen nahezu ausgerottet haben. Es ist essenziell, diesen Schutz aufrechtzuerhalten.“

Bürgerinnen und Bürger werden dringend gebeten, ihre Impfpässe zu überprüfen und bei Bedarf Kontakt mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin aufzunehmen. Impfungen sind weiterhin die effektivste Maßnahme, um die Verbreitung von Polio zu verhindern und die Gesundheit der Gemeinschaft zu schützen.

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