Saarbrücken, 06. Juni 2024 – Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die ABDA — Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände warnen eindringlich vor einer Gefährdung der etablierten Patientenversorgung in Deutschland. Anlässlich der Vertreterversammlung der KZBV betonten sie ihren Zusammenhalt und kritisierten scharf die Gesundheitspolitik von Bundesminister Karl Lauterbach.
Die Organisationen fordern dringend politische Maßnahmen zur Förderung von Niederlassungen in eigenen Praxen und Apotheken, um die bewährte wohnortnahe Versorgung aufrechtzuerhalten. Sie argumentieren, dass die aktuellen politischen Rahmenbedingungen die Arbeit von Zahnärzten, Ärzten und Apothekern erheblich behindern. Zu den Hauptproblemen zählen übermäßige Bürokratie, eine unpraktische Digitalisierungsstrategie und fehlende Mittel für Prävention.
Die Folgen dieser Politik seien bereits sichtbar: Ein deutlicher Rückgang bei Neubehandlungen von Parodontitis, ein Mangel an Haus- und Fachärzten sowie ein immer dünner werdendes Netz der Arzneimittelversorgung. Besonders problematisch ist die Situation in der Parodontitistherapie, deren präventionsorientierter Ansatz unter finanziellen Kürzungen leidet, obwohl diese Erkrankung erhebliche Auswirkungen auf allgemeine Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat.
Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV, kritisiert, dass statt einer Stärkung der wohnortnahen Praxen und Apotheken, die Gesundheitspolitik der Regierung diese wichtigen Strukturen gefährdet. Eine Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung zeigt, dass 70 Prozent der niedergelassenen Ärzte überlegen, ihre Praxen aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen vorzeitig zu schließen. Gassen betont die Bedeutung der wohnortnahen Versorgung als eine der größten Errungenschaften des deutschen Gesundheitssystems.
Mathias Arnold, Vizepräsident der ABDA, weist darauf hin, dass die Zahl der Apotheken seit Jahren sinkt und letztes Jahr etwa 500 Apotheken schließen mussten. Dies führt zu längeren Wegen für Patienten, sowohl auf dem Land als auch in den Städten. Er kritisiert zudem den anhaltenden Fachkräftemangel und die Probleme bei der Einführung des E-Rezepts. Das Apothekenhonorar sei seit elf Jahren nicht angepasst worden und wurde kürzlich sogar gekürzt. Arnold warnt vor einer weiteren Verschlechterung der Versorgung, wenn statt vollwertiger Apotheken nur noch Arzneimittelabgabestellen eingerichtet werden sollen.
Die drei großen Organisationen des Gesundheitswesens fordern Bundesminister Lauterbach auf, in einen Dialog mit denjenigen zu treten, die die Versorgung täglich gestalten. Sie haben bereits Lösungsvorschläge für eine patientenorientierte Versorgung vorgelegt und lehnen wirklichkeitsfremde Versorgungskonzepte ab. Die Organisationen warnen davor, dass sich die 84 Millionen Patientinnen und Patienten in Deutschland von einer hochwertigen und wohnortnahen Versorgung verabschieden müssen, wenn die derzeitige Gesundheitspolitik fortgesetzt wird.
Um die Bevölkerung über die möglichen verheerenden Folgen dieser Politik zu informieren, haben die KZBV, KBV und ABDA bundesweite Kampagnen gestartet und rufen alle Patienten auf, diese zu unterstützen und gegen die aktuelle versorgungsfeindliche Politik zu protestieren.