Saarbrücken. – Menschen im Saarland, die an Parkinson erkrankt sind, können künftig an dem deutschlandweiten Versorgungsforschungsprojekt „INSPIRE“ teilnehmen. Ziel des vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderten Projekts ist es, die ambulante Versorgung von Parkinsonpatientinnen und -patienten durch eine engmaschige Betreuung und telemedizinische Vernetzung nachhaltig zu verbessern.
Das Projekt wird unter der Leitung von Professor Sergiu Groppa, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum des Saarlandes, durchgeführt. Partner sind unter anderem die Techniker Krankenkasse (TK) und die DAK-Gesundheit. Versicherte dieser gesetzlichen Krankenkassen können sich für eine zwölfmonatige Betreuung im Rahmen des Projekts anmelden.
Pflegeexpertise als Schlüssel zur Versorgung
Kern des Modells ist der Einsatz sogenannter Advanced Practice Nurses (APN) – akademisch ausgebildeter Pflegefachpersonen mit Masterabschluss und mehrjähriger Berufserfahrung. Sie begleiten die Patientinnen und Patienten regelmäßig zu Hause und koordinieren die ambulante Versorgung in Abstimmung mit Haus- und Fachärzten. Dabei kommen auch telemedizinische Lösungen zum Einsatz. Ziel ist es, den individuellen Behandlungsverlauf kontinuierlich zu evaluieren und anzupassen, um die Lebensqualität zu erhöhen und Pflegebedürftigkeit hinauszuzögern.
„Agieren statt reagieren“ sei das zentrale Prinzip, betont Professor Groppa: „Wir wollen Versorgungslücken schließen, den Zugang zu spezialisierter Hilfe vereinfachen und die Behandlung effektiver gestalten.“
Kooperation mit etabliertem Netzwerk
Das Projekt ist in das Parkinson-Netzwerk Rhein-Main (PNRM+) eingebunden, das bereits Spezialisten aus der Neurologie, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Selbsthilfeorganisationen umfasst. Über eine geschützte digitale Plattform werden Fallakten und Behandlungsverläufe allen Beteiligten zugänglich gemacht, um eine koordinierte, interdisziplinäre Versorgung zu ermöglichen.
Unterstützung durch Landesregierung und Krankenkassen
Zur Bekanntgabe der Projektausweitung erklärte Saarlands Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung anlässlich des Welt-Parkinson-Tags: „Die Ausweitung des Projekts auf das Saarland ist ein Gewinn für Betroffene und die Forschung. Der Einsatz von Advanced Practice Nurses bringt spürbare Verbesserungen im Alltag der Patientinnen und Patienten.“
Auch die Krankenkassen begrüßen die neue Versorgungsform. Stefan Groh, Leiter der TK-Landesvertretung Saarland, unterstrich: „INSPIRE berücksichtigt die unterschiedlichen Verläufe der Krankheit und stellt die individuelle Betreuung in den Mittelpunkt.“ Ähnlich äußerte sich Jürgen Günther von der DAK-Gesundheit, der auf die psychosozialen Belastungen von Betroffenen und Angehörigen verwies und das Projekt als „wertvollen Ansatz“ bezeichnete.
Teilnahme und Perspektiven
Parkinsonpatientinnen und -patienten im Saarland können sich über ihre neurologische Praxis, direkt an die Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum oder an das Projektteam wenden. Insgesamt sind 1.300 Plätze für die zwölfmonatige Teilnahme vorgesehen.
Mit dem Start des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Advanced Practice Nursing“ an der Universität des Saarlandes im Wintersemester 2025/26 wird das Konzept auch bildungspolitisch weiter verankert. Eine gesonderte Mitteilung hierzu ist angekündigt.