Am 11. Februar 2025, dem Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft, hat der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) die anhaltenden Herausforderungen für Frauen in wissenschaftlichen Karrieren thematisiert. In einem Gespräch zwischen BDP-Präsidentin Thordis Bethlehem und der Arbeitspsychologin Ivon Ames wurde deutlich, dass trotz Fortschritten weiterhin strukturelle Hürden bestehen.
Frauenanteil in der Wissenschaft wächst, bleibt aber ungleich verteilt
Seit den 1990er Jahren wurden zahlreiche gleichstellungspolitische Maßnahmen ergriffen, um den Frauenanteil in Führungspositionen der Wissenschaft zu erhöhen. Während sich der Frauenanteil bei Habilitationen und Professuren in den vergangenen vier Jahrzehnten vervierfacht hat, zeigt sich weiterhin ein klares Muster: Je höher die Qualifikationsstufe, desto geringer ist der Frauenanteil. Während Männer und Frauen beim Studienabschluss noch nahezu gleichauf liegen, sinkt der Frauenanteil bei Promotionen auf 45 Prozent, bei Habilitationen auf 36 Prozent und liegt bei Professuren schließlich nur noch bei 28 Prozent.
Strukturelle Herausforderungen als Karrierekiller für Frauen
Ames beschreibt wissenschaftliche Karrieren in Deutschland als mit hohen Unsicherheiten behaftet und wenig planbar: „Die Entscheidung, hier in Deutschland eine wissenschaftliche Karriere anzustreben, ist eine wahnsinnig risikoreiche Entscheidung, die mit unfassbar vielen Unsicherheiten und fehlender Planbarkeit verbunden ist.“ Besonders problematisch sei, dass Karrierechancen durch familiäre Verpflichtungen oder strukturelle Rahmenbedingungen beeinträchtigt werden. Dies führe dazu, dass Frauen seltener Führungspositionen erreichen und in der Wissenschaft weiterhin unterrepräsentiert bleiben.
Parallelen zur Wirtschaft sind erkennbar, insbesondere in Bezug auf Leistungsdruck und zeitliche Aufwandsanforderungen. Doch spezifische Herausforderungen, etwa die Auswirkungen von Familienplanung auf Karriereentscheidungen oder die mangelnde Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Faktoren bei Personalentscheidungen, machen den Karriereweg für Frauen in der Wissenschaft besonders schwierig.
Wissenschaftskarriere als zweite Berufswahl
Ivon Ames, Vorstandsmitglied der BDP-Sektion Wirtschaftspsychologie, begann ihre Karriere nach einem BWL-Studium in der Automobilindustrie, bevor sie sich für ein Psychologiestudium und eine wissenschaftliche Laufbahn entschied. Heute promoviert und forscht sie an der FernUniversität Hagen. Ihr Werdegang zeigt, dass alternative Karrierewege möglich sind, jedoch strukturelle Veränderungen nötig bleiben, um Frauen in der Wissenschaft bessere Rahmenbedingungen zu bieten.