Apothekerkammer des Saarlandes warnt vor Chaos in der Notdienstversorgung

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Notfall

Die Apothekerkammer des Saarlandes lehnt die vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) vorgeschlagenen Reformideen für die Notdienstversorgung ab. Der kürzlich vorgelegte Referentenentwurf des Ministeriums sieht vor, dass Apotheken in neuen Notfallzentren Arzneimittel-Abgabestellen einrichten können. Diese sollen zusätzlich zur bewährten Versorgung durch die Apotheken im Nacht- und Notdienst entstehen.

Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes, äußerte scharfe Kritik an den Plänen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Saar befürchtet ein „heilloses Durcheinander“ durch die Einführung von dispensierenden Ärztinnen und Ärzten, Pseudo-Apotheken-Abgabestellen an Notfallzentren und den etablierten Apotheken-Notdiensten. In medizinischen Notfällen seien klare, schnelle und verlässliche Versorgungskonzepte notwendig. Doppelstrukturen, die zudem noch kostspielig sind, seien kontraproduktiv und erinnerten stark an das chaotische Vorhaben, Gesundheitskioske einzuführen.

Saar sieht zudem eine potenzielle Qualitätsreduzierung in den Abgabestellen in den Notfallzentren. Diese sollen geringeren Anforderungen genügen als richtige Apotheken, was gefährlich sei. Das eingeschränkte Sortiment der Abgabestellen könne dazu führen, dass Patienten nur teilweise versorgt werden oder zu Notlösungen greifen müssten. Die Organisation solcher Abgabestellen sei ebenfalls fraglich, insbesondere hinsichtlich der Lagerung von Medikamenten, die dauerhaft gekühlt werden müssen, und der Einhaltung des digitalen EU-Fälschungsschutzsystems, das für die sichere Arzneimittelversorgung unerlässlich ist.

Saar fordert die Regierung auf, die große Erfahrung der Apothekerschaft in der Notfallversorgung bei weiteren Überlegungen zu berücksichtigen. Die Apotheken sichern vor Ort jedes Jahr mit mehr als 420.000 Notdiensten die Versorgung der Bevölkerung. Der Präsident kritisiert, dass die jetzigen Vorstellungen des BMG ohne Rücksprache mit den Akteuren der Versorgungssysteme entwickelt wurden und von oben diktiert seien.

Auch die Kritik aus dem Bereich der Hausärzte zeige, dass das BMG lieber teure Parallelstrukturen schaffen wolle, anstatt gemeinsam mit den etablierten Heilberufen die bewährten Versorgungsstrukturen weiterzuentwickeln. Saar fasst zusammen: „Die jetzigen Vorstellungen des BMG entspringen einer Traumwelt. Es wäre klüger, auf die Expertise der Apothekerschaft zu setzen und gemeinsam sinnvolle Lösungen zu erarbeiten.“

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